
Nur wenige Erfindungen haben einen so bemerkenswerten Siegeszug angetreten wie die des Oskar Barnack. Die gesamte Fotografiegeschichte hat sich mit der Verwendung von Kleinbildfilm verändert – Fotoreportage wurde erst mit den kleinen, transportablen Kameras möglich. Zwar haben auch in vorhergehenden Jahrzehnten Fotografen in diesem Segment gearbeitet (man denke O’Sullivan zu Zeiten des amerikanischen Bürgerkrieges), richtig schnell war diese Arbeitsweise mit Grossbildkameras allerdings nicht. Erst der Siegeszug der Leica ermöglichte einen neuen fotografischen Blick auf die Ereignisse der Welt. Klein, schnell, leicht, unauffällig, zuverlässig … das zeitgemässe Werkzeug für Fotoreporter. Seit dem ist wohl jeder Konflikt dieser Welt mit dieser Kamera aufgenommen worden. AK 47, M16, M3, M4, M5, M6 …. selbst die Akronyme klingen ähnlich. Aber auch für andere Arten der Reportage schien es unerlässlich, sich der Leica zu bedienen. Henri Cartier-Bresson und Garry Winogrand sein hier nur synonym erwähnt.
Doch die Zeiten haben sich geändert : der digitale Umschwung ist – zumindest abseits von künstlerischen Aspekten – nicht mehr aufzuhalten. Und hier kommen wir zum aktuellen Teil des Blogs, die Photokina steht vor der Tür, und die lang herbeigesehnte M8 soll von der Traditionsfirma Leica vorgestellt werden. Angekündigt ist sie ja schon lange, die Details sickern auch so langsam durch: Gehäusegrösse der M7, Faktor 1.33 Brennweitenverlängerung, 10,5 MP-Chip von Kodak (wobei auch schon andere Chiphersteller genannt wurden). Bei der Brennweitenverlängerung wird so manch „altgedienter“ M-User tief durchatmen müssen, laut Leica sind so aber die besten Bildergebnisse zu erwarten. Nun denn, so lange man vernünftige (und bezahlbare) Objektive entwickelt, die diesen Verlust wieder wett machen, kann man damit leben. Ein eventuelles Tri-Elmarit 16-18-21mm weist in diese Richtung. Von dem Chip erhoffen sich viele, dass, wie in dem DMR Rückteil, mit 16 Bit quantisiert wird. Für Profis mit Sicherheit ein Pluspunkt. Wir dürfen gespannt sein … Keine Überraschung wird vermutlich die Preisgestaltung sein. Wer sich mit Leica befasst, sollte auf exorbitante Preise eingestellt sein, und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass sich das bei der Leica M8 ändern wird. Wer sparen will, kauft sich ein gebrauchte M6 und eine digitale Kompakte. Das man mit diesen Kompakten durchaus auch in Krisengebieten fotografieren kann, bewiesen mehrere Reporter während des Irak-Krieges. Und die spektakulärsten Fotos wurden von Amateuren gemacht, mit Fotohandys und digitalen Billigstkameras. Die Zeiten ändern sich – fraglich, ob Leica diesen Wechsel auch überstehen wird, oder weiterhin nur für die Vitrinen von einigen gutbetuchten Sammlern produziert.